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 Betreff des Beitrags: Pferdehaltung - all over the world
BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 07:01 
Wie werden wo Pferde gehalten, was ist laendertypisch, was ist artgerecht, wie schaut es aus mit dem Tierschutz?

Wie wir einzelnen hier im Forum unsere Pferde halten, dazu gab es schon mal ein Thema und dass es wohl bei den meisten (was ich so weiss) den Pferden an kaum was fehlt davon gehe ich hier mal aus, aber wie schaut es über den Grenzen aus? Europa, da muss man wohl auch unterscheiden West- und Ost-Europa, und dann ab in die grosse weite Welt, in die Arabischen Laender, nach Amerika.....

Hier in Ungarn ist das Pferd teils noch Nutztier, teils Hobby/Sportpferd und dementsprechend unterscheidet sich auch die Haltung - Staenderhaltung ist noch Gang und Gebe, dies gilt für die Arbeitspferde und auch teils die Hobbypferde - Box ist Luxus und gibt es bei den Sport und teueren Zuchtpferden. Offenstallhaltung ist im Kommen, aber wegen Diebstahlrisiko nicht ganz ungefaehrlich. Auf dem Staatsgestüt Babolna leben Zuchtstuten und Jungpferde in Laufstaellen mit taeglichen Weidegang, aber die Hengst ab 3 Jahren werden aufgestallt, dh Box, Reiten und evtl Paddock, Koppelgang gibt es kaum bis gar nicht. Die gilt auch für die meisten grossen privaten bzw staatlichen Gestüte.
Artgerecht? sicher nicht, aber mit dem kastrieren tun sich die Ungarn anscheined erst mal hart.

Tierschutz steht noch in den Kinderschuhen, dh meldet man ein gequaeltes, halb verhungertes Pferd passiert eigentlich nichts. Will man helfen muss man es rauskaufen. Es gibt in der Zwischenzeit Gnadenhöfe, aber die sind rar gesaet.

Doch da ich ja aus Bayern komme, kenne ich auch den Unterschied, der gar kein so grosser ist, denn in Bayern ist Staenderhaltung noch erlaubt, Sportpferde stehe auch oft in Ganztags-Boxenhaltung, die grossen Staatsgestüte in Deutschland halten es wohl aehnlich wie Babolna. Vielleicht bei den meisten Freizeitreitern ist ein Unterschied zu finden, denn dort gehört das Pferd zur Familie und man versucht es so artgerecht wie möglich, also mit viel Weidegang zu halten. Ausnahmen gibt es allerdings auch hier immer haeufiger, da bei vielen das Geld knapp wird und die Pferde dann in Billighaltung oft verwahrlosen....

So jetzt erzaehlt mal ihr, wenn ihr wollt.


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 10:24 
Keiner will? Uninteressant? oder zu brisant? oder gibt es überall so oder so?


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 11:15 
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Registriert: Mo 12. Jul 2010, 06:12
Beiträge: 133
Wohnort: Tiefenbach
Ich empfinde das hier in Niederbayern sehr ähnlich wie du es in Ungarn schilderst. Vielleicht nicht in diesem Ausmaß aber doch deutlich mit Tendenz in diese Richtung. Tierschützer können meistens erst etwas tun wenn den Tieren nicht mehr zu helfen ist und wenn man selbst etwas tun möchte müsste man diese Pferde freikaufen. Ständerhaltung ist hier auch noch desöfteren zu sehen. Vor allem die Kaltblüter haben meistens keine geräumige, angemessen großen Boxen. Bei der Fütterung happerts an allen Ecken (nicht weil jemand mutwillig seinem Pferd das falsche füttert sondern weil man der Meinung ist das frisches, schönes, eiweißhaltiges Gras gut für Pferde ist). Das mit der Fütterung bezieht sich jetzt nicht auf größere Pferdebetriebe. Ich habe hier schon desöfteren Leute kennengelernt die sich ein Pferd gekauft haben und dann war das ersparte weg. An die laufenden Kosten wurde im vorhinein nicht gedacht. Also mussten diese Pferde möglichst günstig untergestellt werden, da wir alle wissen was Pferdehaltung kostet kann man sich gut vorstellen wie das dann aussieht. Kleine Boxen, mangelnde Koppel, schlechte Fütterung. Das ist hier wirklich kein Einzelfall!

Um auch etwas positives zu berichten. Ich kenne viele Pferdeleute hier und der Teil der seine Pferde artgerecht hält überwiegt bei weitem.

Die ein oder andere Meinungsverschiedenheit über Haltung gibt es wahrscheinlich überall. Ich denke mal da werden auch wir nicht alle einer Meinung sein.


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 11:56 
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Registriert: So 9. Mai 2010, 13:25
Beiträge: 5487
Na dann erzähl ich mal von meinem letzten Island-Urlaub:


Vorab - Einreisebestimmung ;)
====================

- SCHUTZ ISLÄNDISCHER PFERDE GEGEN ANSTECKENDE KRANKHEITEN
Einreisende werden gebeten, folgende Regeln zu beachten, um das Einschleppen und Übertragen von Krankheitserregern zu verhindern.
Es ist verboten nach Island einzuführen:
• Benutztes Reitzubehör, z.B. Sattel, Zaumzeug, Halfter, Schutzbezüge,Sattel- und Pferdedecke, Gerte, usw.
• Benutzte Reithandschuhe.

Wäsche und Desinfektion:
• Benutzte Reitbekleidung muss vor der Einreise nach Island in der Waschmaschine oder in einer chemischen Reinigung gereinigt werden.
• Benutzte Reitbekleidung, die nicht in der Maschine oder chemischen Reinigung gereinigt werden kann, muss nach folgender Anleitung gereinigt und desinfiziert werden:
- Gründlich mit Seifenwasser waschen. - Trocknen. - Mit 1% VirkonS® (10g pro 1 Liter Wasser) besprühen. - Reinigung und Desinfektion mindestens fünf Tage bevor
die Reitbekleidung auf Island in die Nähe von Pferden kommt.
Pferde in Island sind nicht geimpft. Aus diesem Grunde sind sie sehr empfänglich für ausländische Krankheitserreger!



===================


Bei der Einreise in Island wurde ich tatsächlich nach Reitbekleidung gefragt und man musste sie vorzeigen.

Das Land selber ist ein Traum.
Überall siehst Du die Pferde laufen - aus weiter Entfernung.
Das Wasser aus Bächen und Flüssen
Das Futter von den "Flächen"
Die Pferde in riesigen Herden
Menschen :) fasst keine.


Als ich näher zu den Pferden kam, kamen mir doch meine Zweifel -> es funktioniert .... ganz gewiss.
Aber gibt es ein System ?

Große Herden.
Fallen Fohlen nach Zufallsprodukt
Hufe alle nicht gemacht.
Zu lang, ausgebrochen


Die wenigen Stallungen, die ich gesehen habe, waren sehr einfach
Einstreu nicht wirklich vorhanden
Offenstall wäre nicht das richtige Wort.
Große Gemeinschaftsbox trifft es wohl eher.
Tür geschlossen. Zappenduster darin.
Weitere Gefahrenstellen dort: Schaafsdraht. Pferde geraten oft mit den Vorderbeinen rein.

Das Geläuf in Island entsprach nicht annähernd meiner Vorstellung. Freute ich mich doch auf's Ausreiten.
Steine, Geröll soweit das Auge blickt.
Schön zum Anschauen - keine Lust zum Reiten.


Überall im Land findet man Roundpen in dem man Schaafe und auch Pferde beim Weideabtrieb sortiert.

Gewiss mag es auch andere Haltungsbed. dort geben. Wir haben uns aber nicht in Ballungsgebieten aufgehalten.
Insofern kann ich darüber nichts sagen.
Dennoch: Island ist ein Traumland :)



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Tunis + Libyen etc. :

Hier habe ich meist nur die Pferde als Arbeitstiere kennen lernen müssen.
Sie ziehen die völligst überladenen / schweren Karren.
Meist sitzt der schlagende Mensch mit Familie zum Überfluss mit auf dem Karren.
Die Maulwinkel eingerissen
Die Flanken offen
Völlig unterernährt

Haben sie ihren Job getan, stehen sie gehobbelt auf der Müllhalde und fristen ihr Leben

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Tja - und dann haben wir wahrscheinlich noch die anderen Pferde ... , die die aus Europa für "gutes Geld / sehr gutes Geld " in diese Länder verkauft werden.
Ich breche nicht den Staab über die jeweiligen Verkäufer, d. steht mir nicht zu.

Aber... ich traue mich jetzt zu schreiben, d. ich es ganz persönlich nicht nachvollziehen kann.

Ich "stelle mir vor", d. es eine extreme Umstellung für das Pferd bedeutet.
Klima
Futter
Kultur der Menschen

Geld und Werbung stehen auf der einen Seite der Medaillie
Was steht auf der anderen Seite und wer zahlt die Zeche ?


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 12:12 
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Registriert: Mo 7. Dez 2009, 18:02
Beiträge: 10808
Wohnort: linker Niederrhein
Ich kann von einem konkreten Fall in den Niederlanden berichten, wo wir mit unseren Pferden vor ein paar Jahren zum
Kurzurlaub an der See waren. Ein grosser Reitstall mit Unterricht, Halle und allem Zwick und Zupf.
Alle Pferde in ihrer "Freizeit" tagsüber auf der Koppel. Die Gast- und Einstellerpferde nachts in Boxen, die eigenen Pferde und
Ponys, die zum Unterricht und für Ausritte mit Gästen eingesetzt wurden, nachts in Ständern, angebunden.
So oder ähnlich scheint es nach etlichen Aussagen Einheimischer dort auch üblich zu sein und wird durchaus als gut
und artgerecht empfunden.

_________________
Ich hab' nichts gegen Dich - jedenfalls nichts, was hilft ;-).


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 12:43 
Disno: Klimaumstellung von Ungarn nach in meinem Fall Libanon ist gar nicht so gross, auch hier eher trocken und karge Vegetation. Uns ist z:b dieses Jahr unser Fischteich ausgetrocknet.

Aber ich denke die Pferde stecken den Wechsel in Trockenheit/Hitze besser weg wie umgekehrt.


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 13:20 
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Beiträge: 5487
Das glaube ich Dir gern.
Ist ja noch mal die Spur anders als bei uns in Deutschland :)


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 13:31 
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Registriert: Do 10. Dez 2009, 11:39
Beiträge: 2116
Wohnort: Stuttgart
Christine hat geschrieben:
..., was ist artgerecht, wie schaut es aus mit dem Tierschutz?


Tja, das wird ich auch gern wisssen: Wie definiert sich denn artgerechte Pferdehaltung?

Ich glaub da driften die Meinungen an bestimmten Punkten schon sehr weit auseinder. Für den einen muss Pferd Wind und Wetter aushalten können und steht deshalb ganzjährig im Offenstall. Bei anderen sind Pferde stundenweise draußen und nachtsüber in der Box. Andere Pferde sehen die Weide nur von weitem, wenn sie von ihrem Stallburschen spazieren geführt werden und haben aber eine Rundumversorgung und -beschäftigung (siehe dazu Topic über Totilas).

_________________
http://www.ahdb.info


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 14:38 
AlineS hat geschrieben:
Christine hat geschrieben:
..., was ist artgerecht, wie schaut es aus mit dem Tierschutz?


Tja, das wird ich auch gern wisssen: Wie definiert sich denn artgerechte Pferdehaltung?

Ich glaub da driften die Meinungen an bestimmten Punkten schon sehr weit auseinder. Für den einen muss Pferd Wind und Wetter aushalten können und steht deshalb ganzjährig im Offenstall. Bei anderen sind Pferde stundenweise draußen und nachtsüber in der Box. Andere Pferde sehen die Weide nur von weitem, wenn sie von ihrem Stallburschen spazieren geführt werden und haben aber eine Rundumversorgung und -beschäftigung (siehe dazu Topic über Totilas).



Wahrscheinlich ist die Mitte von allem für ein Reitpferd die Richtige. Die "artgerechte" Haltung für ein Reitpferd ist naturgemäß eine andere als für ein Zuchtpferd, für ein Rentnerpferd, für ein Wildpferd. Die Bedürfnisse des Menschen und die des Tieres sollten sich also irgendwo in der Mitte treffen. Ich halte mein Pferd so, dass es mich klaglos tragen kann, dass es vernünftig ernährt wird, Wind und Wetter ausgesetzt ist, wenn es das will, freien Auslauf hat und Kontakt mit Artgenossen.
Artgerecht ist das vermutlich immer noch nicht. Dann müsste ich mein Pferd vermutlich irgendwo in Montana in eine Pferdeherde entlassen, ihm eine Prairie zur Verfügung stellen. Wolf und Puma inklusive.


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BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2011, 15:38 
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Registriert: So 6. Dez 2009, 18:10
Beiträge: 1856
Wohnort: Swisttal
Hier in Spanien (rund um Barcelona) sieht das so aus :

Es gibt sehr unterschiedliche Arten der Pferdehaltung. Zunächst muss man sagen, jeder Depp hält sich hier ein bzw. meistens gleich mehrere Pferde, oft am Haus. Es gibt hier sehr verschiedene Arten der Pferdehaltung :
Pensionsställe :
Die "günstigste" : Pferde stehen in Einzel- oder Gemeinschaftspaddocks, die jedoch eher klein sind. Wenn sie Glück haben gibt es eine überdachte Stelle, wenn nicht, sind sie das ganze Jahr Sonne/Regen ausgesetzt ohne Schutz suchen zu können.

Größere Einzelpaddocks mit Dach in den "besseren" Ställen.

Boxen mit Paddocks dran - eher selten.

Nur Box : Sehr häufig, obwohl die Besitzer oft genügend Land hätten um die Pferde darauf zu stellen. Verstehen kann ich das nicht.

Dann gibt es noch einen Stall wo die Pferde auf vergleichsweise großen Paddocks stehen mit einer Hütte, aber jedes für sich.

Und dann gibt es hier noch den "Luxus" Stall, der einer Deutschen (^^) gehört :

Die Pferde stehen allein oder zu zweit in ausreichend großen, stabilen Hütten mit einem großen Auslauf dran und kommen Tagsüber in Gruppen auf die Wiese.

Fütterung :

Da es hier kaum Heu gibt, werden die Pferde häufig mit Stroh und Kraftfutter gefüttert. Wenige lassen sich Heu aus den Bergen liefern, was auch gut Geld kostet. Es gibt hier mehrere Arten "Rauhfutter" : Stroh inkl. den Ähren und Haferkörnern mit Grün drin, nur Stroh und Stroh/Alfalfa gemisch. Hier gilt aber , ganz im Gegenteil zu Deutschland, die Regel : wenig Rauhfutter und viel Kraftfutter.

Man merkt schon, dass der Umgang mit den Pferden hier ganz anders ist als bei uns. Was bei uns als Kolik gilt (Pferd flehmt, legt sich hin, steht auf, legt sich wieder hin..) wird hier als "leichte Bauchschmerzen" abgetan, ein TA wird dafür nicht gerufen. Mitteltiefe Fleischwunden werden als oberflächlich abgetan ..generell ist hier alles "halb so schlimm". Die meisten Pferde bekommen nicht im Ansatz den Auslauf, den sie eigentlich bräuchten und vergammeln bei schönstem Wetter in ihren 3x3 m Boxen.

Müsste ich Sahiba hier in einen Pensionsstall stellen käme für mich nur der Stall der Deutschen in Frage, da sie auch eine der wenigen ist die genug Heu füttert und nichts von Unmengen von Müsli/Kraftfutter hält. Die Boxenmiete kostet da allerdings auch läppsche 500€ pro Monat.

_________________
In Holland rollt nicht nur der Käse


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